Unsere Philosophie

Wir richten uns bei der Bearbeitung der Hufe des Pferdes zuerst nach dem Pferd selbst.

Das Pferd ist ein Flucht- und Lauftier, das heißt, es muss auch laufen können, um physisch wie psychisch gesund zu bleiben oder zu werden.

Deshalb ist jede Arbeit an den Hufen solcher Tiere danach ausrichten, ihnen dauerhaft ein angenehmes, schmerzfreies Laufen zu ermöglichen; und nur dann ist es auch durch den Menschen nutzbar.

Wir lehnen Manipulationen rein zum Zwecke der Nutzbarmachung ab.

Dabei orientieren wir uns großteils an lange bekannten, funktionierenden Methoden, man muss das Rad nicht immer wieder komplett neu erfinden. Dennoch bleiben wir offen für neue Ansätze und Ideen.

Wir halten die Fähigkeit zur Selbstkritik für eine der wichtigsten Voraussetzungen, um dauerhaft gute Arbeit am Huf leisten zu können.

Alle Arbeit am Huf stellt für uns jedoch immer nur ein Mittel zum Zweck dar, niemals einen Selbstzweck!

Ausbildungskonzept und Ausbildungsschwerpunkte

Unsere Ausbildung ist vor allem anderen darauf ausgerichtet, möglichst gute Fachleute auszubilden, denn wir sind der Meinung, dass die uns anvertrauten Tiere das Beste verdient haben, das wir nur geben können.
Alles andere wäre auch für Schüler und Ausbilder vertane Zeit!

Dazu wählen wir unter anderem neue Wege der theoretischen Ausbildung und arbeiten in kleinen Gruppen.

Neben der richtigen Bearbeitung gesunder Barhufe, der Umstellung beschlagener Pferde auf das Barhuflaufen und der Korrektur von Gliedmaßenfehlstellungen lernen die Schüler die Vorgehensweisen bei allen Arten von Hufkrankheiten, die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der Barhufbearbeitung in solchen Fällen.

Die Auswahl und Anpassung der richtigen Hufschuhe und die Beratung des Pferdebesitzers stellen einen weiteren wichtigen Teil der Ausbildung dar.

Neben dem reinen Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten können unsere Schüler selbst Ideen entwickeln und einbringen.

Wir binden unsere Schüler in Forschungsarbeiten zur Thematik Huf und Hufkrankheiten mit ein, sofern dazu Interesse besteht.
Hier steht unter anderem entsprechendes Messequipment zur Verfügung, das auch dazu genutzt werden kann, eigene Ideen und Ansätze zu überprüfen.

So wurden in den letzten Jahren auf Anregung und unter Mitarbeit unserer Schüler unter anderem Messungen zur vertikalen Verwindbarkeit unterschiedlicher temporärer und dauerhafter Hufschutzmaßnahmen und deren dämpfende Eigenschaften durchgeführt oder die Einschränkung des seitlichen Hufmechanismus durch Hufschuhe untersucht.

Einige Eckpunkte der Ausbildung

Unterricht in kleinen Gruppen

Wir arbeiten ausschließlich in kleinen Gruppen von 4 Schülern je Ausbilder.

Es ist nicht möglich, ein größere Anzahl Schüler wirklich intensiv zu betreuen. Dies ist aber zwingend nötig, um ihm in jeder Situation helfend zur Seite stehen und ihn bei seiner Arbeit am Huf entsprechend begleiten zu können.

Theorieunterricht in Form von Schülerreferaten

Die Schüler erarbeiten die theoretischen Inhalte der Ausbildung selbst und tragen sie jeweils zum nächsten Kurswochenende in Form eines Kurzreferates vor.
Danach wird der Inhalt des Referates von allen gemeinsam nochmals durchdiskutiert und, falls nötig, korrigiert und ergänzt.

Für diese Arbeiten halten wir eine hochwertige Fachbibliothek zur Verfügung, die von unseren Schülern kostenlos genutzt werden kann.

Diese Form des theoretischen Unterrichts hat sich gut bewährt, eine unserer Schülerinnen wollte es sogar genau wissen:
Sie hat sich, um diese Art des Lernens zu „testen“, nicht mehr weiter auf die theoretische Prüfung vorbereitet, also den Ordner mit den Inhalten nicht mehr zur Hand genommen, um zu lernen. Trotzdem hat sie bei der Prüfung, die Fragen aus allen Bereichen unseres Faches beinhaltete, eine gute Note erreicht.

Es erscheint klar, dass ein Stoff, den man selbst erarbeitet hat, besser im Gedächtnis bleibt, als einer, den man lediglich gehört oder gelesen hat.

..mal abgesehen von der Schwierigkeit, Augen und Ohren offen zu halten, wenn vorne jemand steht, der seinen Stoff zum xten Male wiedergibt und sich damit schon selbst langweilt...

Nachdem alle Referate intensiv durchdiskutiert werden, eignet man sich auch diese Inhalte fast so gut an, wie die selbst erarbeiteten.

Selbstverständlich erscheint diese Art des Lernens aufwändiger, sie ist jedoch auch effektiver.

Praktischer Unterricht mit vielen Facetten

Zunächst werden vor allem an Kadaverhufen die Grundtechniken der Hufbearbeitung und der sichere, routinierte Umgang mit den Hufwerkzeugen erlernt.
Der sichere Umgang mit dem Tier, das richtige Aufheben und schonende Arbeitshaltungen bilden einen weiteren Schwerpunkt während dieser Phase der Ausbildung.

Im weiteren Verlauf arbeiten wir an den Hufen eigener Pferde und an Kundenpferden, wo wir die Bearbeitung gesunder Barhufe, die Umstellung vom Beschlag zum Barhuf und die möglichen Vorgehensweisen bei unterschiedlichsten Stellungsanomalien erlernen.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Behandlung deformierter und kranker Hufe, aber auch das Erkennen der Grenzen reiner Barhufbehandlung.
Bei Terminen auf einem Tierschutzhof lernen unsere angehenden Hufpfleger viele unterschiedliche Möglichkeiten richtiger Hufbehandlungen.

Sie lernen dabei aber auch die Möglichkeiten und Grenzen temporärer und dauerhafter Hufschutzmaßnahmen kennen.
Denn wir halten es für wichtig, dass auch Barhufpfleger unterschiedliche Beschlagsmaßnahmen beurteilen und einschätzen können.

Unsere Arbeitsmethodik ist offen und selbstkritisch

Keine der derzeit angebotenen Ausbildungsrichtungen hat für jedes Hufproblem eine adäquate Lösung zu bieten, jede hat jedoch ihre eigenen, teils durchaus sinnvollen Ansätze, an Probleme heranzugehen.
Deshalb werden soviele Methoden wie möglich erarbeitet und diskutiert, um auch möglichst vielen unterschiedlichen Fällen gerecht werden zu können.
Dazu gehört auch das Praktikum bei Fachleuten unterschiedlicher Fachrichtungen, um die entsprechende Vorgehensweise aus erster Hand zu erfahren.
Gott sei Dank finden sich in jeder Sparte dieses Berufes einige offene Menschen, die es uns ermöglichen, unsere Schüler breitgefächert zu bilden, ihnen sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt!
Nicht zuletzt lernen unsere Schüler auch, ihre Grenzen zu erkennen, sowohl ihre individuellen, als auch die der Barhufbearbeitung insgesamt.
So lernen sie auch, in entsprechenden Situationen an andere Fachleute zu verweisen, um dem Tier die bestmögliche Hilfestellung zu geben.
Ein immer wiederkehrendes Thema sowohl in der theoretischen wie auch der praktischen Ausbildung ist die Fähigkeit zur Selbstkritik.

Wer das erste Mal mit seiner Arbeit am Huf rundum zufrieden ist, sollte schleunigst den Beruf wechseln, denn er hat nichts gelernt!

Der Beruf des Huffachmannes ist nicht ausschließlich zu erlernen, er muss erfahren werden!

Die beste theoretische und praktische Ausbildung kann in einem so komplexen Feld wie dem der Hufbearbeitung nur immer einen kleinen Ausschnitt der gesamten Realität beleuchten, den wirklich guten Fachmann macht Erfahrung aus.

Deshalb setzen wir neben der schulischen Ausbildung, die über einen Zeitraum von 16 Monaten jeweils einmal im Monat stattfindet, eine Mindestdauer von 120 Tagen Praktikum voraus, um einerseits die nötige Sicherheit in der handwerklichen Umsetzung des Berufes zu gewinnen, andererseits aber auch bereits möglichst viele unterschiedliche Fälle kennenzulernen.

Es darf dabei nicht vergessen werden, dass Huffachleute nach ihrer Prüfung in der Regel sofort damit beginnen, einen eigenen Kundenstamm aufzubauen und selbständig am Pferd zu arbeiten.

Je besser geschult und je erfahrener ein solcher „Anfänger“ ist, umso gesünder für´s Pferd!

Wir wählen unsere Schüler aufgrund ihrer Eignung für diesen Beruf

Es macht aus unserer Sicht weder für den Schüler in spe noch für die zukünftig durch ihn betreuten Tiere Sinn, wenn er keine ausreichende Grundbegabung vorweist, um in diesem Beruf gute Arbeit leisten zu können.
Ebenso ist der Unterrichtsstoff sehr vielfältig und umfangreich, sodass auch hier eine gewisse Vorbildung, beziehungsweise ein gutes Grundverständnis der physikalischen und anatomischen Vorgänge und Zusammenhänge vorhanden sein sollte.
Der Schüler muss körperlich dazu in der Lage sein, diesen Beruf auszuüben, ohne sich dauerhaft selbst damit zu schaden und er muss charakterlich gefestigt sein, um die ihm anvertrauten Lebewesen adäquat betreuen zu können.
Das Vorliegen dieser Voraussetzungen wird noch vor Beginn der Ausbildung geprüft, um dem Schüler einen langen und frustrierenden, weil erfolglosen Weg zu ersparen.

Das alles hat für uns jedoch nichts mit elitärem Gehabe zu tun, es bildet schlicht die Voraussetzung für ein erfolgreiches Bestehen in diesem Beruf!