Forschung und Entwicklung zum Thema Hufrehe bei Pferden nehmen heute einen herausragenden Stellenwert im Feld der veterinärmedizinischen Fakultäten ein.

Neue Erkenntnisse in den Bereichen der Anatomie, der Entstehungsgeschichte dieser Erkrankung, möglicher Diagnoseverfahren und nicht zuletzt der veterinärmedizinischen Betreuung von Rehefällen greifen Raum und führen zu verbesserten Behandlungsmöglichkeiten der betroffenen Tiere.

Leider betrifft dies zu einem im Vergleich recht geringen Teil die orthopädische Versorgung der Hufe von an Hufrehe erkrankten Tieren. In der Praxis trifft man eher selten ausreichend orthopädisch versorgte Rehepferde an.

Die für die erfolgreiche orthopädische Behandlung von Rehehufen unabdingbaren Kenntnisse physikalischer Gegebenheiten, wie beispielsweise Kraft- und Lastverteilungen im und am Huf in verschiedenen Stadien dieser Erkrankung, sind vielen Fachleuten wenig bekannt und werden entsprechend fehlinterpretiert oder vernachlässigt.

Forschungsarbeiten zur Orthopädie an Rehehufen werden oft lediglich in engen Teilbereichen und ohne intensive Anlehnung an die tägliche Praxis durchgeführt, was im besten Falle zu Teilerkenntnissen, leider jedoch durchaus auch zur Missinterpretation der Gesamtsituation führen kann.

Nach wie vor handelt es sich bei den Medizinern in aller Regel um die Anweisenden, bei den Huffachleuten um die Ausführenden. Eine aktive Mitarbeit dieser Berufsgruppe an Forschung und Entwicklung im orthopädischen Sektor dieser Erkrankung findet nicht ausreichend statt.

Auch die Berufsgruppe der Huffachleute selbst ist in der Orthopädie an Rehehufen oft nur ungenügend ausgebildet, teils fehlen bereits grundlegende Kenntnisse.

Die Besitzer von Rehepferden werden teils nicht ausreichend, teils auch falsch bezüglich der Haltung und Nutzung ihres Rehepferdes aufgeklärt.
Ein Transfer von medizinischem und orthopädischem Wissen in diese Richtung findet kaum statt, dabei muss gerade der Besitzer schnell und einigermaßen adäquat reagieren können, denn er ist immer der Erste am erkrankten Tier!

Die Folgen sind bei sehr vielen der an Rehe erkrankten Tiere in Form von dauerhaft nicht belastbaren, schmerzhaften Hufen zu sehen. Nicht selten müssen solche Tiere nach mehr oder weniger langem Leidensweg euthanasiert werden, obwohl sie mit der richtigen orthopädischen Behandlung und einer situationsgerechten Haltung und Nutzung durchaus eine reelle Chance auf ein pferdegerechtes, schmerzfreies Leben hätten.
Es ist unabdingbar, die orthopädische Situation am Rehehuf zu verbessern.

Dazu bedarf es der

- objektiven Prüfung der vorhandenen Erkenntnisse zur Orthopädie am Rehehuf sowie deren Umsetzbarkeit

- Verbesserung bestehender und Entwicklung neuer praktischer Behandlungskonzepte

- Aus- und Weiterbildung von Fachleuten

- Bereitstellung wichtiger Informationen für Besitzer und Betreuer von Rehepferden
2. Wege zur Verbesserung der Situation
1. Status quo
Forschungsprojekt zur Praxis des Rehehufes
3. Umsetzung
Es erschien uns sinnvoll, die genannten Aufgaben zu bündeln, auch, um den fehlenden Informationsfluss im Bereich praktischer Arbeit am Rehehuf auszugleichen und eine Ansprechstelle für die Gruppen zu schaffen, die sich mit diesem Thema beschäftigen müssen.

Die Prüfung theoretischer Erkenntnisse, sowohl auf ihre Richtigkeit, als auch auf ihre Umsetzbarkeit, fand teils bei der praktischen Arbeit am Rehehuf vor Ort statt.

Nachdem hier jedoch immer ein Lebewesen involviert ist, das darunter gegebenenfalls auch zu leiden hat, erschien es nötig, zumindest die theoretischen Grundlagen zunächst mit geeigneten technischen Prüfmitteln und möglichst nicht am „lebenden Objekt“ zu testen.
Solche Prüfungen nach wissenschaftlicher Methodik und als erste Schnittstelle können prinzipiell ungeeignete Behandlungsmethoden bereits vor Anwendung am Pferd ausfiltern, jedoch auch aufzeigen, ob und wie eine vorgeschlagene Behandlungsart gegebenenfalls zielführend modifiziert werden kann.
Im Rahmen unserer Arbeiten haben wir die am Prüfstand gewonnenen Erkenntnisse zu diversen orthopädischen Maßnahmen wie Trachtenhochstellung oder unterschiedlich effektiven Stützmaßnahmen am Rehehuf auch in der Praxis umgesetzt und daraus weitere Erkenntnisse zur richtigen Behandlung von Rehehufen gewinnen können.

Die Natur hat uns hier aber auch die Grenzen dessen aufgezeigt, was noch heilbar ist, was zumindest im Sinne des Tieres noch zu stabilisieren ist, aber auch, wo die Grenzen des Machbaren sind und wann man ein Tier besser gehen lassen sollte...

Die Befragung von Besitzern und Betreuern von Rehepferden hat einmal mehr ergeben, daß die Zusammenarbeit zwischen den Fachleuten einerseits und zwischen Fachleuten und Besitzern andererseits recht mangelhaft ist.
Aber auch, daß in allen Gruppen ein teils eklatanter Mangel an Wissen rund um den Rehehuf besteht, der nur durch intensive Information und auch Schulung zu beheben ist.

Deshalb haben wir damit begonnen, unsere Erkenntnisse an interessierte Fachleute und Pferdebesitzer im Rahmen von Informations- und Fachveranstaltungen weiter zu geben, auch in die Ausbildungen an unserer Schule fliessen unsere Erkenntnisse selbstverständlich mit ein .

Wir werden dies auch im Laufe der nächsten Jahre versuchen, sowie an dieser Stelle unsere Erkenntnisse detailliert veröffentlichen.
Und wir werden auch weiterhin die Arbeit am Rehehuf kritisch hinterfragen, sowohl die anderer Fachleute als auch unsere eigene.
Denn längst ist nicht jede Frage zu dieser Thematik beantwortet und selbst jede Antwort wirft bekanntlich neue Fragen auf!